Dienstag, 21. April 2009

Locke IV: (keine) angeborenen moralischen Regeln / Kritik

Custom, a greater power than Nature, seldom failing to make them worship for Divine, what she hath inured them to bow their Minds, and submit their Understandings to, it is no wonder, that grown men, either perplexed in the necessary addairs of Life, or hot in the pursuit of pleasures, should not seriously sit down to examine their own tenets; Especially when one of their principles is, that principles ought not to be questioned.

Locke ist nicht nur der Meinung, dass es keine Angeborenen Sätze (oder Wahrheiten) gibt, sondern auch, dass es keine angeborenen praktischen Prinzipien gibt. Ein praktisches Prinzip kann man dabei am ehesten mit einer moralischen Regel gleichsetzen. Lockes Argument gegen angeborene praktische Prinzipien ist, dass es kein praktisches Prinzip gibt, das in allen Gesellschaften gleichermaßen befolgt wird.

Er demonstriert das am Beispiel der Regel Parents preserve and cherish your Children. Er nennt dann einige Kulturen von 'Wilden' (z.B. meint er, das in der Karibik Wilde ihre Kinder mästen und essen würden), sowie Praktiken der antiken Römer und Griechen. Abgesehen davon, dass sich hier schön die kulturelle Prägung des britischen Empire zeigt, muss ich Locke hier insofern wiedersprechen, als das ich bestimmt Verhaltensweisen durchaus für angeboren halte. Genauer, glaube ich nicht, dass es Kulturen gibt, in denen sich Eltern wirklich überhaupt nicht um ihre Kinder sorgen, da solche Kulturen keine große Chance haben fortzubestehen. Es mag sein, dass nicht alle Kinder gleich behandelt werden (z.B. mag man sich eine Kultur vorstellen, in der nur Erstgeborene wirklich umsorgt werden) und auch mögen sich die Ideen über das was gut für Kinder ist unterscheiden (z.B. mag es Kulturen geben, die ihre Kinder durch Prüfungen abhärten wollen), aber eine Kultur muss sich in irgendeiner Weise um die eigenen Kinder kümmern. Meiner Meinung nach ist dieses Verhalten zumindest teilweise evolutionär bedingt (man beobachtet es ja auch bei anderen Säugetieren) und Teil unserer angeborenen Verhaltensweisen.

Ich gebe Locke aber in der Hinsicht recht, dass die meisten ethischen Regeln nicht angeboren sind, sondern durch den Einsatz des Verstandes, ausgehend von Grundannahmen, gefolgert werden müssen, oder aber alternativ auf Grundlage von Gewohnheit und Glauben angenommen werden. Deswegen finde ich auch den oben zitierten Satz so schön: Er drückt aus, dass es den meisten Menschen nicht um den Gebrauch ihres Verstandes geht, sondern dass sie sich mehr oder weniger blind ihren Gewohnheiten ergeben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
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