Montag, 13. April 2009

Locke II: Hintergrund

Wenn man jemanden verstehen will ist es oft gut, seinen Kontext und seinen geschichtlichen Hintergrund zu verstehen. Man erkennt dann besser, welche Ideen für seine Zeit neu waren und welche bereits (vielleicht fälschlicherweise) allgemeint anerkannt waren. Ich werde also in Zukunft hier meine Beiträge zu Lockes Philosophie mit einigen Beiträgen über seinen Hintergrund und Kontext mischen.

Locke wurde 1632 geboren, von 1652 bis zu seinem Ausschluß 1675 war er Student im Christ Church College in Oxford (mehr dazu in einem späteren Blogeintrag). Er studierte dort vor allem Medizin.

Wichtig für seine Philosophie war seine Bekanntschaft mit Shaftesbury, den er wegen einer Lebererkrankung behandelte und dessen persönlicher Assistent er wurde. Von 1667 bis 1675 lebte er fast ausschließlich bei Shaftesbury. Hier liegt wohl auch der Ursprung seiner Ansichten: Zusammen mit Shaftesbury trat er für die religöse Toleration ein. Die Ziele waren allerdings deutlich moderater als das, was wir uns unter dem Begriff vorstellen würden:

Es gibt Dinge, bei denen es ein absolutes Recht auf Toleration gibt. Dies sind Dinge die bloß spekulativ sind und nicht das Leben der eigenen Nachbarn beeinträchtigen oder den Staat gefährden.

Hier sieht man schon, warum er im Essay später so stark gegen den Begriff der angeborenen Ideen vorgehen wird: Angeborene Ideen stehen im Wiederspruch zu spekulativen Dingen.

Der Ursprung für das Essay selbst liegt in einem Treffen 1671, in dem religiöse und moralische Themen diskutiert wurden. In den eigentlichen Themen war kein Vorankommen zu erzielen und Locke gelangte zur Überzeugung, dass derartige Überlegungen auf die grundlage einer ausgearbeiteten Erkenntnistheorie gestellt werden sollten. Erste Entwürfe des Essays gibt es deswegen auch schon aus dieser Zeit.

1683 entschied sich Locke aufgrund politischer Wirrungen nach Holland auszuwandern. In diesem, damals sehr liberalen, Staat wurde das Essay schließlich fertiggestellt (Es wurde aber erst nach seiner Rückkehr nach England veröffentlicht).

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