Freitag, 17. April 2009

Locke III: Drei Argumente gegen angeborene Ideen

Die ersten Kapitel des Essays sind gelesen und ich möchte die Gelegenheit nutzen, Lockes Argumente gegen angeborene Ideen vorzustellen. Locke nimmt dabei die Argumente der Befürworter angeborener Ideen und wiederlegt sie.


1. Argument: Es gibt Wahrheiten, die alle Menschen kennen, dies sind angeborene Ideen.

Lockes Antwort:
Es gibt kein gemeinsames Wissen, das von allen Menschen geteilt wird. Selbst wenn man eine so offensichtliche Wahrheit wie

"Es ist unmöglich, dass ein Ding ist und gleichzeitig nicht ist"

betrachtet, so stellt man fest, dass es viele Menschen gibt, die diese Aussage nicht kennen. Insbesondere kleine Kinder würden der Aussage nicht ohne weiteres zustimmen, da sie mit derart allgemeinen Aussagen nicht vertraut sind. (Die Erfahrungswelt der Kinder erstreckt sich nur auf konkrete Dinge und die Verallgemeinerung zum Ding an sich ist noch bedeutungslos)


2. Argument: Es gibt Aussagen, die von allen Menschen anerkannt werden, sobald sie ihren Verstand benutzen können. Diese Aussagen sind angeboren.

Lockes Antwort:
Dieses Argument versucht Lockes Gegenargument zum 1. Argument zu umgehen, da Kinder noch nicht unbedingt ihren Verstand benutzen können. Es ist allerdings unscharf formuliert.

1. Fall
Gemeint ist: Es gibt Aussagen, die von allen Menschen durch Benutzung ihres Verstandes erkannt werden. Diese Aussagen sind angeboren.

Dann gilt aber, das alle Aussagen, die allein durch Benutzung unseres Verstandes entdeckt werden können, angeboren sind. (Unter anderem sind dann sämtliche mathematische Theoreme angeboren)
Dies ist aber ein Wiederspruch: Der Verstand ist gerade ein Werkzeug des Geistes um unbekanntes aus bekanntem abzuleiten. Es kann nicht angeboren sein, was durch den Verstand entdeckt werden muss.

2. Fall
Gemeint ist:
Es gibt Aussagen, die von allen Menschen zu dem Zeitpunkt erkannt werden, zu dem sie ihren Verstand erlangen. Diese Aussagen sind angeboren.

Allerdings ist auch diese Interpretation falsch, da zum einen der spezifische Zeitpunkt an dem eine Aussage erkannt wird keinerlei Begründung dafür ist, dass diese angeboren ist (zumal die Benutzung des Verstandes nichts mit der Angeborenheit der Aussage zu tun haben kann) und zum anderen gerade allgemeine Aussagen wie

"Es ist unmöglich, dass ein Ding ist und gleichzeitig nicht ist"

oft deutlich nach dem Entstehen des Verstandes von Menschen erkannt werden. (Nämlich dann, wenn sie genügend Erfahrung gesammelt haben um solch allgemeine Aussagen zu verstehen).


3. Argument: Es gibt Aussagen, die von allen Menschen anerkannt werden, sobald sie die Begriffe in den Aussagen verstehen und sie die Aussage hören. Diese Aussagen sind angeboren.

Lockes Antwort:
Locke gibt hier mehrere Gegenargumente an, von denen ich das wiedergebe, welches ich am schönsten fand, da es stark einem Wiederspruchsbeweis ähnelt.

Nimmt man an dass das Argument korrekt ist, so ist das Wissen über alle Aussagen der Form

"Idee A ist nicht Idee B."

angeboren, da sie selbstverständlich sind.
Das bedeutet aber auch, dass die Ideen A,B angeboren seien müssen (ohne Wissen über die Ideen ist die Aussage gegenstandslos) und damit alle Ideen angeboren sind.
Gerade Ideen wie z.B. über Farbe und Form sind jedoch gerade nicht angeboren sondern werden durch die Sinne erfahren. Wir haben also einen Wiederspruch.

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