Freitag, 8. Mai 2009

Psychologisch-philosophisches Gerangel

Freitage sind im Moment bei mir ja völlig mit Philosophie belegt. Das Seminar Handlungen sticht dabei insoweit heraus, dass es ein philosophisch - psychologisches Forschungsseminar ist, also eine kooperation zweier Fachgebiete von denen ich einem garnicht und dem anderen nur halb angehöre.

Heute war die erste 'echte' Sitzung (nach der Einführung und Franz Mechsners Vortrag) der Gruppe: Und fast von der ersten Minute an entbrannte eine heftige und sehr spannende Diskussion um verschiedene philosophischen Aussagen im behandelten Text von Runggaldier und später auch um die psychologischen im Lehrbuchtext von Goschke

Was habe ich daraus mitgenommen?

Zum einen eine Anekdote von Prof. Scharlau: Es gibt verschiedene Motivationstendenzen in Menschen (bzw. es gibt eine Theorie, die sagt, dass es sowas gibt) unter anderem das Machtmotiv und das Leistungsmotiv. Beim Machtmotiv geht es darum, Macht über andere auszuüben, beim Leistungsmotiv darum, seine eigene Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.
Nun hat man US Präsidentschaftskandidaten auf diese Motive und damit verbundene Verhaltensweisen untersucht. Und siehe da: Präsidentschaftskandidaten, die eher von ihrem Leistungsmotiv getrieben wurden tendierten dazu, früher ihre Kandidatur aufzugeben, als Präsidentschaftskandidaten, die vom Machtmotiv gelenkt waren. (Das deckt meine eigenen Thesen, und ich habe vor dieses und einige andere Beobachtungen in einem späteren Eintrag nocheinmal auszubreiten)

Zum anderen: Philosophen sind seltsame Gesellen. Es war für sie schwer einzusehen, dass wir unsere Bewegungen auch mit mehr als fünf Sinnen beobachten ("Muss ich beobachten, dass mein Arm sich bewegt, wenn ich ihn bewege?" war der Ausgangspunkt für diese Diskussion) und noch schwerer, dass 'wir' Psychologen Geschehnisse eben nicht physikalistisch (also durch physikalische Gesetze) erklären. Auch das unsere Definitionen oft Arbeitsdefinitionen sind, ist für einen Philosophen neu: Dort wird normalerweise definiert, bevor räsoniert wird.

Der schönste Moment der Debatte war, als ich eine Erwiederung mit den Worten "Ich bin ja kein richtiger Psychologe" anfing und ich laut mit "Aber Sie sind ja einer von uns!" von der Psychologenseite unterstützt wurde.

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