Montag, 5. Januar 2009

Nachtzug nach Lissabon

Solidao Furiosa. Wütende Einsamkeit. Ist es so, daß alles, was wir tun, aus Angst vor Einsamkeit getan wird? Ist es deswegen, daß wir auf all die Dinge verzichten, die wir am Ende des Lebens bereuen werden? Ist das der Grund, weshalb wir so selten sagen, was wir denken? Weshalb sonst halten wir an al diesen zerrütteten Ehen, verlogenen Freundschaften, langweiligen Geburstagessen fest? Was geschähe, wenn wir all das aufkündigten, der schleichenden Erpressung ein Ende setzten und zu uns selbst stünden?

Nachtzug nach Lissabon erzählt die Geschichte von Raimund Gregorius, einem Lateinlehrer aus Bern, der eines Tages mitten im Unterricht seine Klasse verlässt und nach Lissabon reist.

Nachtzug nach Lissabon handelt auch von einer Selbstsuche: Was treibt den grundlangweiligen, aber dennoch beliebten und in seiner Umgebung akzeptierten Lehrer dazu, einfach auszubrechen und einem unbekannten Autor eines portugiesischen Buches hinterherzujagen?

Gregorius dringt dabei in Lissabo in eine ihm neue Welt vor: Schritt um Schritt lernt er das Umfeld des verstorbenen Arztes und Autors Amadeu de Prado kennen, während er gleichzeitig Portugiesisch lernt und das Buch von Prado liest. Gleichzeitig behält er nur zu zwei Menschen in seiner alten Heimat Kontakt: Seinem Hausarzt Doxiades und (nach einiger Zeit) einer ehemaligen Schülerin.

Wir bestehen alle nur aus buntscheckigen Fetzen, die so locker und lose aneinanderhängen, daß jeder von ihnen jeden Augenblick fattert, wie er will; daher gibt es ebenso viele Unterschiede zwischen uns und uns selbst wie zwischen uns und den anderen.

Nachtzug nach Lissabon ist ein gutes Buch, aber kein großartiges. Warum nicht? Es fehlt die spannende Rahmengeschichte von z.B. Im Schatten des Windes. Nichtsdestotrotz habe ich es gerne gelesen und es hat Lust auf eine Reise nach Lissabon gemacht.

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