Mittwoch, 17. Juni 2009

Reykjavik 101

Reykjavik 101 hat keinen Anfang: Wir werden plötzlich in den Gedankenstrom geworfen, der Hlynur Björn heißt. Reykjavik 101 hat auch kein Ende: So plötzlich wie der Gedankenstrom anfängt, so hört er auch wieder auf. Der Leser bleibt im Nichts hängen.

Am ehesten zu vergleichen ist Reykjavik 101 noch mit On the Road, der entscheidene Unterschied ist nur: Hlynur Björn ist, im Gegensatz zu Jack Kerouac, ein zutiefst langweiliger Geselle. Er hängt in seiner Stammkneipe ab, sammelt Kondome, hatte in seinem Leben neunmal Sex (einmal davon mit der Freundin seiner lesbisch gewordenen geschiedenen Mutter) und lebt noch zu zuhause. Alles was er tut hat keine Konsequenzen, nichts bedeutet etwas. Hlynur Björn könnte vermutlich der erste Mann auf dem Mond sein und würde sich und damit den Leser immer noch langweilen.

Es ist bezeichnend, dass das Buch kein richtiges Ende hat: Genau wie Hlynur Björn selbst hat es keinen Zweck und will nichts ausdrücken außer dieser Zwecklosigkeit. Die Folge mag ein auf einer Metaebene interessanter Kommentar über die postmoderne Gesellschaft sein, aber beim Lesen ist es einfach nur zermürbend.

Ich lebe mitten in einer postmodernen Gesellschaft. Ich kenne die dumpfe Geisteshaltung vieler Menschen um mich herum, die entweder kein Ziel oder sich selbst als Ziel haben, zu genüge. Ich muss sie nicht auch noch in Büchern so unkommentiert an den Kopf geworfen bekommen.

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