Sonntag, 5. April 2009

Reykjavik 1(01): Eis Tölt

Wie die meisten unter euch wissen bin ich ein aufmerksamer Verfolger von Dressurreitwettbewerben. Wie vielleicht weniger wissen gibt es auf Island die Islandpferde (keineswegs Islandponys, auch wenn sie nur etwa deren Größe erreichen), die eine besondere Gangart beherrschen: Das sogenannte "Tölten" (ursprüngliche wurde diese Gangart von vielen europäischen Pferden beherrscht, aber mit dem Untergang des Reitens als Transportmöglichkeit ging auch das Tölten als Gangart unter).

Im Tölt ist die Fußfolge des Pferdes genau wie im Schritt hinten links, vorne links, hinten rechts, vorne rechts. Anders als im Schritt wechseln sich im Tölt jedoch Ein- und Zweibeinstützen ab (Es ist immer mindestens ein, in einigen Phasen zwei Beine auf dem Boden). Das ermöglicht zum einen sehr hohe Geschwindigkeiten (die annährend die eines gallopierenden Pferdes erreichen können) und zum anderen eine sehr hohe Stabilität für den Reiter, der kaum Erschütterungen ausgesetzt ist.

In Reykjavik gab es nun am Samstag ein Eistölt-Turnier. Wie der Name schon sagt geht es dabei darum die Pferde auf einer Eisfläche (!) möglichst elegant tölten zu lassen. Wie beim Dressurreiten werden die Durchgänge mit Noten zwischen 0.0 (sehr schlecht) und 10.0 (sehr gut) bewertet. Ina, Sontje und ich konnten also den Abend damit verbringen, die Islandmeisterschaften im Tölten zu betrachten, und die (im Großen und Ganzen) technisch hervorragende Ausführung dieser einzigartigen Gangart zu bewundern.

Ina hat sogar mit meiner Kamera ein Video gedreht, dass ihr hier findet. Beachtet vor allem, wie flüssig die Bewegungen der Pferde auf dem Eis sind, auf dem Menschen Probleme haben zu laufen. Am Ende des Videos kommt es leider zu einem technischen Fehler, da das Pferd auf dem Eis abrutscht und die Berandung berührt. Fotos vom Tölten und von einigem anderen in Reykjavik gibt es auch hier. Außerdem wurde das alte Bifröst Album mit den Fotos von unserer Wanderung zum Wasserfall aktualisiert.

Samstag, 4. April 2009

Island Tag 1: Bifröst


Während wir hier gerade unseren jeweiligen Kater auskurieren bleibt Zeit für einen Blogeintrag.

Gestern über war ich Morgens und am frühen Nachmittag (Sontje musste heute noch arbeiten) in der Umgebung von Bifröst, an einem zugeforenen See und auf einem nahen Vulkan. Ich habe auch von beidem Fotos gemacht. Gerade der Vulkan war sehr beeindruckend: Man konnte auf die Kraterwand klettern und dort oben dann um den Krater herumlaufen und hatte gute Aussichten in den Krater und auf Bifröst (auf den Fotos ist übrigens wirklich ganz Bifröst zu sehen). Es wehte eine ziemlich steife Brise und auf dem Kraterrand musste man aufpassen, nicht weggeweht zu werden... zumal der Abstieg über einen kleinen Schotterpfad (der Berghang besteht ja aus losem Lavagestein) entlangging, auf dem teilweise noch Schnee lag... interesting times... .

Am späten Nachmittag sind wir dann zu einem nahen Wasserfall und am Fluss entlang getrekkt. Fotos davon existieren, sind aber noch nicht online. Heute werden wir uns um 14:00 aufmachen und mit dem Bus nach Reykjavik fahren (leider kamen wir nicht an ein Auto, deswegen keine Geysire).

Der Name "schwarze Insel" passt ganz gut zu Island: Überall sieht man das schwarze Lavagestein (Proben sind bereits im Gepäck). Nur im Winter wird es eine weiße Insel.

Samstag, 28. März 2009

Engel des Universums

Jetzt, wo das Ende sich nähert, die Mauern einstürzen und der Vorhang fällt, sage ich es freiheraus: Ich habe unter dem Vollmond gelebt, bin über die Himmelsgewölbe gereist und durch den Abgrund. Ich habe geliebt, ich habe gelacht, ich habe geweint und jetzt, wo die Tränen strömen und alles so lustig ist, sage ich: Ich habe es auf meine Weise gemacht.

Pall, ein kleiner isländischer Junge, der, wegen einer unglücklichen Liebe und tausend anderer kleiner Gründe vom Weg abkommt und in Kleppur landet, der Irrenanstalt in Reykjavik, erzählt seine Geschichte. Eine Geschichte voller Zurückweisungen und Entäuschungen, wie als er vom Land heimkommt und seine Freunde plötzlich cool geworden sind und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, aber auch mit Hoffnungsschimmern und schönen Momenten, wie der Besuch des teuersten Restaurants der Stadt auf einem Freigang aus Kleppur und der Zeit mit Petur auf dem Land.

Am Ende muss diese Geschichte natürlich schlecht ausgehen. Und doch habe ich mich Pall in seiner ganzen Menschlichkeit teilweise so nah gefühlt, dass die Frage bleibt, was ihn als Verrückten von uns denn genau unterscheidet.

Mittwoch, 18. März 2009

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Doof it yourself (Link geht auf einen sehr lesenswerten Spiegelartikel) drückt die heutige Zeit gut aus. Es geht nicht mehr darum, was man weiß, wofür man sich interessiert und was die eigenen Überzeugungen sind. Es geht darum, wie man vor anderen gut dasteht.

Und dafür ist den meisten Menschen fast jedes Mittel recht. Und es stört anscheinend keinen. Im Gegensatz: Ein Mensch, der konsequent nur an sich selbst denkt und mit allen Mitteln versucht möglichst viel Macht und Einfluss an sich zu reißen wird nur selten verachtet.

Schwächere Menschen fürchten sich vor ihm... und doch bewundern sie ihn auch, weil er anscheinend für klare Prinzipien und einfache Lösungen steht. Oft wird selbstherrliche Brutalität im weißen Mantel mit Gerechtigkeit verwechselt. Stärkere aber gutmütige Menschen sehen oft ein hilfloses Kind und versuchen die tieferen Gründe hinter dem Egoismus zu sehen. Sie beginnen zu helfen und merken zu spät, dass ihnen der Dolch in den Rücken gestoßen wird.

Ein anderer Zeitungsartikel spricht von der Überbewertung von Selbstbewusstsein in der Schule. Es geht nicht nur um die Schule: Unsere gesamte Gesellschaft ist inzwischen derart auf Selbstbewusstsein und das Ich im Gegensatz zum Gemeinwohl fixiert. Auf unzähligen Seminaren und Lehrgängen wird uns beigebracht, wie wir möglichste eloquent Reden halten, wie wir Texte so schreiben, dass sie mehr Menschen beeinflussen, wie wir Webseiten gestalten, so dass nicht die tatsächliche, sondern die gefühlte Qualität der verkauften Produkte entscheidend ist. Es geht vor allem darum sich zu profilieren.

Es gibt immer weniger Menschen die wirklich etwas bewirken wollen. Und das ist irgendwo schade.

Dienstag, 17. März 2009

Kneipenlesung

Sonntag war wieder Kneipenlesung im Cafe Central. In angenehm rauchfreier Atmossphäre lieferten sich das Vorleserteam um Rampenreh Achim einen Wettstreit mit dem Kneipentelefon und der immerlauten Expresso-Maschine.

Bis auf die Beiträge eines Vorlesers (der es sogar geschafft a Martin Luther Kings Rede I have a dream schlecht zu machen - man wage garnicht darüber nachzudenken was geschehen wäre, hätte Martin Luther King diese Rede so vorgetragen) war es aber trotzdem ein angenehmer Abend. Besonders gefallen hat mit der Ausschnitt aus Was geschah mit der Pygmac-Expedition?, der herrlich exzentrisch war. Auch gut waren viel der Beiträge von www.kolumnen.de (unter anderem Auf Dauer werde der Mensch ohne Körper existieren und als reine Software unsterblich), die von Senny vorgetragen wurden.

Sonntag, 8. März 2009

Watchmen

Heard a joke once: Man goes to doctor. Says he's depressed. Says life seems harsh and cruel. Says he feels all alone in a threatening world where what lies ahead is vague and uncertain. Doctor says "Treatment is simple. Great clown Pagliacci is in town tonight. Go and see him. That should pick you up." Man bursts into tears. Says "But, doctor...I am Pagliacci." Good joke. Everybody laugh. Roll on snare drum. Curtains.

Willkommen im Amerika des Jahres 1985. Der Vietnam Krieg wurde dank des Eingreifens von Dr. Manhattan, einem Superhelden, gewonnen... ...und die Welt steht kurz vor einem Atomkrieg.

Maskierte Superhelden, Watchmen, waren bis vor kurzem allgegenwärtig. Nur: Bis auf Dr. Manhattan sind diese Superhelden gewöhnliche Menschen. Keine Superkräfte. Keine höhere Moral als die Menschen um sie herum (Und der einzige Held, der die wirklich klassische Superheldenmoral verkörpert bleibt langweilig und schwach). Und seid kurzem sind sie außerdem verboten.

Das ist die Welt in der Watchmen spielt. Eine dunkle Welt, voller Abgründe und böser Wahrheit. Und Schauplatz eines teuflischen Plans eines unverbesserlichen Gutmenschen. Ich habe selten einen Film gesehen, der so überzeugend Atmosphäre erzeugt und so tiefe, zerbrochene und geflickte Charaktere hat. Die Geschichte ist voller Wendungen, bei der die klassische schwarz-weiße Superheldenwelt bis ins Detail zerlegt wird. Das Ende überascht und ist doch logisch und einleuchtend. Selten habe ich einen Film gesehen, der mich so intensiv beschäftigt hat.

Dienstag, 3. März 2009

Der Robot Swarm Simulator

Jetzt ist er endlich fertig: Der Roboterschwarmsimulator meiner Projektgruppe wurde gestern erfolgreich unseren Betreuern übergeben.

Die meisten hier dürften die genauen technischen Spezifikationen nicht sonderlich interessieren. Im Prinzip geht es beim RSS darum, auf einem Roboterschwarm bestimmte Algorithmen auszuführen, damit die Roboter z.B. zusammenfinden oder sich in kleine Teams aufteilen.

Ein kurzes Video des Simulators gibt es hier:

Youtube Video