Freitag, 16. Januar 2009

Stille

Cleaver machte einen schnellen Schritt durch den Raum und schlug seinem Sohn hart ins Gesicht. Er hat noch nie im Leben jemandem eine Ohrfeige gegeben. Dann durchquerte er die Molkerei, stieß den schwarzen Vorhang auf und stürzte durch die Tür nach draussen.

Cleaver ist ein Mensch der alles erreicht hat. Doch dann, direkt nach seinem Interview mit dem amerikanischen Präsidenten und direkt nachdem sein Sohn einen quasi-Autobiographischen Veriss über sein Leben veröffentlich hat, entschließt er sich aus dem Leben zu verschwinden: Er zieht in ein Haus ohne Strom in den Bergen Norditaliens.

Dort beginnt er sein Leben aufzuarbeiten. Von seinen vielen Geliebten, über den Tod seiner Tochter bis hin und immer wieder zum Buch seines Sohnes. Man kann sagen, das Cleaver dort draussen, abgeschottet von der lauten Welt, sich selbst findet.

Ein interessantes Buch. Vor allem weil sich Cleaver in einer so von mir verschiedenen Lebenssituation ist. Während ich gerade dabei bin mich ins Leben zu stürzen und "zur Mitte strebe" kommt er aus der Mitte und will zum Rand.

Vielleicht muss man überall mal gelebt haben. Und vielleicht werde ich in 20 Jahren ein Cleaver sein. Wer weiß?

Samstag, 10. Januar 2009

Antiquariat und Bio-Fastfood

Heute war ich in der Stadt waschen. Und dabei habe ich gleich zwei Plätze besucht zu denen ich schon länger hinwollte, aber nie der richtige Moment da war:

Zum einen ist da das Antiquariat Mephisto in der Gasse vom Domvorplatz zum Paderquellgebiet.
Klein, voller Bücher, mit einem alten Mann mit langen Haaren. Kurz genau, wie man sich ein Antiquariat vorstellt. Vom Buchangebot her war auch einiges dabei (Altindische Märchen, viele gesammelte Werke klassischer Autoren), aber als ich eine Ausgabe von Oliver Twist kaufen wollte, stellte sich heraus, dass sie nur als Sammlung von 12 Bänden zu einem Preis von 130€ verkauft wird. Zu viel für mich.

Zum anderen war ich in myBio, einem relativ neuem Fastfood Laden an der Zentralstation.
Dort kann man sich, ausgehend von 3 Basisgerichten (Nudeln, Reis, Wok), 11 Zusatzzutaten (Cashewkerne, Paprika, Tofu, ...) und 8 Soßen (American, China, French, ...), ein Essen zusammenstellen. Es ist sogar was für die Fleischesser unter uns dabei. Dazu gibt es dann frischen Orangensaft (oder andere Säfte) und wenn man will Kaffee aus fairem Handel. Der einzige Nachteil sind die beschränkten Öffnungszeiten... aber ansonsten ist myBio eine gute Ablösung von Subways als mein bevorzugtes Fastfoodessen in der Innenstadt.

Freitag, 9. Januar 2009

Ghostwritten

Jim -my foster dad- tells me this is a choice I made, and that I shouldn't ask for sympathy. And that's true. But why did I make that choice? That's what I wonder about. Because I am me is the answer. But that just postpones the question. Why am I me?

Chance, that's why. Because of the cocktail of genetics and upbringing fixed for me by the blind barman Chance.

Ghostwritten erscheint erst wie eine Sammlung Kurzgeschichten mit einer Besonderheit: Jede Kurzgeschichte ist mit der vorausgehenden und der nachfolgenden durch ein kleines, aber oft entscheidenes Detail verbunden:

Der entkommende Terrorist der Giftgasanschläge in Tokio's U-Bahn ruft eine zufällige Nummer an und sorgt dafür, dass der Comicverkäufer der nächsten Geschichte fünf Minuten länger in seinem Laden bleibt und so die Liebe seines Lebens trifft.

Später werden die Verstrickungen komplizierter: Personen und Handlungsstränge aus vielen vorausgehenden Geschichten nehmen Einfluss auf die aktuelle. Jede Geschichte behält dabei aber ihren ureigenen Stil, fügt gehört aber trotzdem zu einem, sich langsam bildenen, übergreifenden Handlungsbogen (mit einem überaschendem Ende).

Allein schon der große Bogen der Geschichten von der Biographie einer Frau, die ihr Leben an einem heiligen Berg verbringt, bis hin zu einer künstlichen Intelligenz im Erdorbit macht Ghostwritten lesenswert.

Montag, 5. Januar 2009

Nachtzug nach Lissabon

Solidao Furiosa. Wütende Einsamkeit. Ist es so, daß alles, was wir tun, aus Angst vor Einsamkeit getan wird? Ist es deswegen, daß wir auf all die Dinge verzichten, die wir am Ende des Lebens bereuen werden? Ist das der Grund, weshalb wir so selten sagen, was wir denken? Weshalb sonst halten wir an al diesen zerrütteten Ehen, verlogenen Freundschaften, langweiligen Geburstagessen fest? Was geschähe, wenn wir all das aufkündigten, der schleichenden Erpressung ein Ende setzten und zu uns selbst stünden?

Nachtzug nach Lissabon erzählt die Geschichte von Raimund Gregorius, einem Lateinlehrer aus Bern, der eines Tages mitten im Unterricht seine Klasse verlässt und nach Lissabon reist.

Nachtzug nach Lissabon handelt auch von einer Selbstsuche: Was treibt den grundlangweiligen, aber dennoch beliebten und in seiner Umgebung akzeptierten Lehrer dazu, einfach auszubrechen und einem unbekannten Autor eines portugiesischen Buches hinterherzujagen?

Gregorius dringt dabei in Lissabo in eine ihm neue Welt vor: Schritt um Schritt lernt er das Umfeld des verstorbenen Arztes und Autors Amadeu de Prado kennen, während er gleichzeitig Portugiesisch lernt und das Buch von Prado liest. Gleichzeitig behält er nur zu zwei Menschen in seiner alten Heimat Kontakt: Seinem Hausarzt Doxiades und (nach einiger Zeit) einer ehemaligen Schülerin.

Wir bestehen alle nur aus buntscheckigen Fetzen, die so locker und lose aneinanderhängen, daß jeder von ihnen jeden Augenblick fattert, wie er will; daher gibt es ebenso viele Unterschiede zwischen uns und uns selbst wie zwischen uns und den anderen.

Nachtzug nach Lissabon ist ein gutes Buch, aber kein großartiges. Warum nicht? Es fehlt die spannende Rahmengeschichte von z.B. Im Schatten des Windes. Nichtsdestotrotz habe ich es gerne gelesen und es hat Lust auf eine Reise nach Lissabon gemacht.

Sonntag, 4. Januar 2009

Zwanzigtausend erste Aufgüsse

Nach längerer Pause habe ich mal wieder Lust zu einem Blogeintrag. Im Moment bin ich bei meinen Eltern in Reken, wo ich unter anderem in den Genuß eines funktionierenden Internets komme (Ich trauere den Tagen in Mountain View hinterher, wo es überall in der Stadt ein funktionierendes Netz gab!).

In der Zwischenzeit ist auch viel passiert: Ich habe (endlich!) Nachtzug nach Lissabon gelesen und außerdem Ghostwritten, eine äußerst interessante Sammlung von Geschichten (Und ich nehme mir fest vor, in den nächsten Tagen über beide Bücher zu schreiben). Außerdem habe ich für zwei Tage London besucht (ungeordnete Photos hier). Ich glaube London ist ein guter Platz zum Leben: Ich mag das Gefühl durch die Straßen dort zu gehen, die vielen Pubs, die Tatsache das dort viel weniger gehupt wird als in Paris...

Zu guter letzt ist auch unsere Projektgruppe endlich gestartet. Im Moment sind wir gerade dabei, den Robotersimulator zu implementieren: Eine Aufgabe, die mir im Moment viel Spaß macht, weil es das erste Mal ist, dass ich in der Uni versuche ein Softwareprojekt "richtig" umzusetzen (mit einem vernünftigen Team, vernünftigem Designprozess, Unit Tests...). Programmieren macht einfach unglaublich Spaß...