Freitag, 31. Oktober 2008

Theos Reise

Schreitet ruhig durch Lärm und Hast
Und seid des Friedens eingedenk,
den die Stille bergen kann.
Lebt, so weit es ohne Selbstaufgabe geht,
in Frieden mit allen Menschen.

Sagt ruhig und klar, was ihr für wahr haltet:
Und hört den anderen zu, auch dem Einfältigen und dem Unwissenden;
auch sie haben ihre Geschichte.

Meidet die Lärmenden und die Aggressiven,
sie sind eine Qual für den Geist.
Wenn ihr euch mit anderen vergleicht
könnt ihr eitel und scharf werden:
Es wird immer Größere und Kleinere geben als euch.

Freut euch dessen, was ihr vorhabt,
genau wie dessen, was ihr bereits erreicht habt,
interessiert euch für euer Fortkommen,
so bescheiden es auch sei:
Es ist ein wahrer Besitz im wechselnden Glück des Lebens.

Bei euren Geschäften lasst Vorsicht walten,
denn die Welt ist voller Betrug.
Aber das soll euch nicht blind gegenüber der
vorhandenen Rechtschaffenheit machen.

Viele Menschen streben nach großen Idealen,
und überall ist das Leben voller Mut.
Seid ihr selbst.

Vor allem aber heuchelt keine Zuneigung!
Und seid nicht zynisch in der Liebe,
denn auch im Augenblick aller Dürre und Enttäuschung
ist sie doch immer während wie das Gras auf dem Feld.

Nehmt den Rat der Jahre gütig und gelassen an
und gebt dankbar die Dinge eurer Jugend auf.
Stärkt die Kraft eures Geistes,
damit sie euch in plötzlichem Unglück schütze.
Aber lasst euch von den Chimären nicht bekümmern!

Viele Ängste entstehen aus Ermüdung und Einsamkeit.
Seid sanftmütig zu euch selbst,
aber haltet heilsame Disziplin.

Ihr seid die Kinder des Universums,
genau wie Bäume und Sterne:
Ihr habt das Recht hier zu sein.

Und ob ihr es wisset oder nicht,
das Universum entfaltet sich so, wie es soll.

Darum lebt in Frieden mit Gott,
wie immer eure Vorstellung von ihm aussehen mag,
und behaltet, was immer euer Arbeiten und Sehnen sein mag,
in der lärmenden Wirrnis des Lebens den Frieden eurer Seele.

Trotz aller Arglist, aller Plackerei
und aller gescheiterten Träume ist die Welt doch schön!

Seid vorsichtig.
Strebt danach, glücklich zu sein.

(anonym, gefunden 1692 in Baltimore)

Roman über die Religionen der Welt, so lautet der Untertitel zu Theos Reise. Und genau das ist es auch, worum es im Buch geht: Halb Sachbuch (ein wenig vergleichbar mit Sofies Welt, allerdings sind Handlung und Information besser vermischt), halb Roman plätschert die Geschichte um den todkranken Theo, der von seiner Tante zur Heilung auf eine Weltreise mitgenommen wird, so daher, während der Leser mehr über die verschiedenen Glaubensgemeinschaften der Erde erfährt: Immer wieder werden Kirchen, Synagogen, Moscheen besucht, aber auch die lokaleren, unbekannten Religionen, wie der japanische Shintoismus/Buddhismus werden erklärt.

Gerade letzterer hat es mir auch besonders angetan: Das Bild der fallenden Kirschblüte, Nō-Theater und Schreine, die alle 20 Jahre neu aufgebaut werden, um den stetigen Wandel zu verdeutlichen prägen ein melancholisch / schönes Bild einer sehr ruhigen, in sich gekehrten Kultur.

Das Buch ist auch ruhig. Man merkt der Geschichte an, dass sie nur eine Rahmenhandlung ist, aber diesen Job erledigt sie gut: Ohne Langeweile (wie sie bei Sofies Welt immer mal wieder aufkam) liest man sich durch Theos Reise und lernt (hoffentlich) eine ganze Menge.

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